24. April 2024

Braucht Literatur Spannung?

“Ich schreibe gehobene Literatur, da braucht es keine Spannung.”

So vor kurzem eine Forenteilnehmerin

Spannung wird von vielen Lesern (und auch Autoren) mit Trivialliteratur in Verbindung gebracht.

Grabenkriege, Verfolgungsjagden, Gespenster im Keller. Wenn man so genannte “wertvolle Literatur” schreiben möchte, dann ist Spannung verpönt. Man fühlt sich leicht in eine Ecke mit Asterix und Perry Rhodan gestellt. Was mir persönlich eine Ehre wäre.

Als Fjodor Dostojewski im 19. Jahrhundert seine großen Romane („Schuld und Sühne“, „Die Dämonen“) veröffentlichte, galten diese bei vielen Zeitgenossen als reine Spannungsschmöker. Und heute? Würden Sie Dostojekwski als trivialen Autor bezeichnen? Weil seine Romane Spannung bieten? Würden Sie ihn mit Perry Rhodan in eine Ecke stellen? Ich persönlich würde.

Was ist es, was Spannung ausmacht? Muss dafür viel passieren? Muss das Leben des Helden in jedem Fall auf dem Spiel stehen? Ich denke, das ist eine allzu banale Sichtweise.

Ich würde Spannung als die Erwartungshaltung des Lesers bezeichnen. Das emotionale Verbinden mit der Geschichte, das Hoffen und Bangen mit dem Helden (oder wem auch immer). Ohne diese Verbindung, ohne Hoffen und Bangen gibt es in meinen Augen keinen Lesegenuss. Die Figur bleibt uns fremd, nimmt uns emotional nicht mit und am Ende ist es uns egal, ob die Geschichte gut ausgeht oder nicht.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich als Autor möchte den Leser erreichen und mit auf die Reise nehmen. Egal, ob es eine triviale oder eine gehobene Reise wird.

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